Redner: Jürgen Wesser, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,                    
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
werte Gäste!

Uns allen ist bekannt, dass mit der Rentenreform das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden wird. Das zeigt zum einen, dass durch den demografischen Wandel die Finanzierung der Renten neu geregelt werden muss, zum anderen, dass man den alten Menschen mehr zutraut.
In Sachsen nicht. Nach sächsischer Gemeindeordnung darf ein 65-jähriger nicht mehr zum Bürgermeister gewählt werden. Konrad Adenauer ist 1949 im Alter von 72 Jahren zum Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. In Sachsen dürfte er also nicht Bürgermeister einer kleinen Kommune sein.

Ich will damit sagen, der Begriff des Alters ist differenziert und hängt von der subjektiven Betrachtung ab. Aus Sicht der Gesellschaft und aus individueller Sicht.
Genau so differenziert ist die Situation des einzelnen alten Menschen. Nicht jeder ist arm, nicht jeder ist dement und nicht jeder ist pflegebedürftig. Aber immer mehr werden es. Alt und arm.
Die Zahl der Hochbetagten steigt auch in Leipzig. Von derzeit 5 % der Bevölkerung auf  8% im Jahr 2027.
Je älter die Menschen sind, desto größer wird die Zahl derer, die Pflege und Hilfe benötigen. Das stellt sich wie folgt dar:
Pflegebedürftig sind bei Menschen ab 65 Jahren 3%, ab 75 9%, ab 85      30% und ab 90 Jahren 50%. Nach den im Bericht genannten Bevölkerungszahlen werden 2017 fast  20000 pflegbedürftige Menschen in Leipzig leben. Dazu kommen die, die noch nicht pflegebedürftig aber schon hilfebedürftig sind, denen einfach die Kraft fehlt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben oder auch nur ihren Hausalt selbst zu führen.
Was so nicht im Bericht steht – es wird einen dramatischen Anstieg der Altersarmut geben. Den Menschen wird also nicht nur die Kraft, sondern auch das Geld fehlen für sich selbst zu sorgen. Alte Menschen werden also nicht nur moralische und praktische, sondern in erheblichem Maße auf direkten und indirekten Weg finanzielle Hilfe benötigen.
Wenn die freie Szene mehr Fördermittel braucht gibt es Demos in der oberen Wandelhallen und wir reagieren darauf.
Brauchen Jugendeinrichtungen mehr Geld gibt es eine Demo in der oberen Wandelhalle und wir reagieren darauf.
Eine Demo der Alten habe ich noch nicht erlebt. Sie wird es sicher auch nicht geben. Hier müssen wir reagieren, ohne, dass es eines äußeren Anstoßes bedarf. Diesen Menschen haben wir unseren Wohlstand zu verdanken. Sie haben es verdient. In jedem Sinne des Wortes. Dafür ist unser Konzept zur Seniorenarbeit ein guter und richtiger Schritt. Es ist nicht nur ein Schritt, sondern, wie wir sehen, auch aktives Handeln. Handeln, das nicht im Status quo verharrt, sondern konsequent und permanent umgesetzt  wird.
Lassen Sie uns darauf achten und dafür eintreten, dass dies fortgeführt und intensiviert wird.
 Seinen Sie an dieser Stelle egoistisch. Die Vorlage reicht statistisch bis in das Jahr 2027. Die meisten von uns werden dann zu den hochbetagten Bürgern zählen.