Rednerin: Dr. Anke Kästner, Stadträtin der SPD-Fraktion

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jung,
werte Damen und Herren Bürgermeister,
Kollegen und Kolleginnen des Stadtrates,
liebe Gäste!

Aus Sicht vieler Experten und Expertinnen wird eine gelungene Integration für Deutschland und damit auch für Leipzig ein entscheidender Faktor sein, um auch in Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die berufliche Integration von Zuwanderern ist ein entscheidendes Element für eine erfolgreiche Integration überhaupt. Sie ist Voraussetzung für eine allgemeine gesellschaftliche Teilhabe. Eine erfolgreiche Integration ist aber nicht mehr nur ein bedeutender Faktor für den sozialen Zusammenhalt in den Kommunen, sondern, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, zunehmend ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Vor diesem Hintergrund müssen wir das Potential und die besonderen Kompetenzen der in Leipzig lebenden Migranten und Migrantinnen, (z.B. Mehrsprachigkeit, spezifische kulturelle Kompetenzen, stärkere Neigung zur Existenzgründung als bei Deutschen usw.) stärker für unsere Stadt nutzen als wir dies bisher getan haben.
In der Realität sieht es jedoch anders aus!
Migrant(inn)en sind von Arbeitslosigkeit erheblich stärker betroffen als die übrige Bevölkerung. Sie haben mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen, ihr Leistungspotential und ihre Qualifikationen werden häufig nicht erkannt. Viele scheitern an starren Förderrichtlinien, unzureichender Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und mangelnder Nachfrage nach migrationsspezifischen Kenntnissen.

Aus dem eben genannten leiten sich unserer Meinung nach u.a. diverse Handlungsempfehlungen ab, die dringend mit kompetenten Partnern im ARGE-Beirat diskutiert werden müssten, wie z.B.:

  • bessere Anerkennung der von Einwanderinnen und Einwanderern mitgebrachten Berufsausbildungen und Qualifikationen
  • interkulturelle Kompetenz und Sprachkenntnisse sollten bei der Erstellung von Bewerberprofilen verstärkt hervorgehoben werden
  • Arbeitgeber müssen dafür sensibilisiert werden, die Wettbewerbsvorteile einer interkulturellen Belegschaft zu erkennen.
  • interkulturelle Kompetenzen sind bei der Planung und Konzipierung von Maßnahmen sowie bei der Beratung wichtige Schlüsselqualifikationen
  • Stärkung der ethnischen Ökonomie
  • Schaffung von Ausbildungsplätzen in Migrantenunternehmen
  • die ARGE sollte verstärkt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einstellen
  • die Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen ist zu empfehlen

Unser Vorschlag wäre, das Beiratsmitglied vom Netzwerk Integration – Migranten in Leipzig benennen bzw. wählen zu lassen (einen Migrantenbeirat haben wir ja leider immer noch nicht).
Das Netzwerk gründete sich im Oktober 2004 und vereint mittlerweile fast 30 Akteure aus dem Bereich der Migrations- und Integrationsarbeit.
Die Arbeitsgruppe Ausbildung und Arbeit des Netzwerkes arbeitet seit längerem sehr kompetent zu diesem Thema, z.B.

  • Nehmen zwei ARGE-Fallmanagerinnen an den Sitzungen teil
  • Wurde eine Sitzung mit der Leiterin der Optionskommune Muldentalkreis durchgeführt und festgestellt, dass dort u.a. im “Team Ausländer” mehrsprachige Mitarbeiter mit Migrationshintergrund tätig sind
  • wird zurzeit eine Fachtagung zum Thema “Strategien zur beruflichen Integration von MigrantInnen” vorbereitet. Hier sollen u.a. auch Praxisbeispiele aus anderen Kommunen vorgestellt und diskutiert werden.

Meine Damen und Herren, sie sehen also, Kompetenz, dieses Thema lösungsorientiert im Beirat und zum Wohle Leipzigs zu vertreten, ist ausreichend vorhanden.

Ich möchte Sie daher bitten, dem gemeinsamen Antrag meiner Fraktion, der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Linke.PDS und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zuzustimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.