Ausweitung der Familienbildung, Infomaterial für  Eltern sowie Prüfung für Vorschulgruppen

Die Leipziger SPD-Fraktion initiierte in der heutigen Ratsversammlung durch drei Anträge zu Bildungsthemen eine „Bildungspolitische Viertelstunde“.

Seit September 2009 gibt es an zehn Leipziger Kitas in den Stadtbezirken West, Altwest und Ost das Projekt Kinder- und Familienzentren, kurz KIFAZ. Dieses Modellprojekt läuft noch bis zum Frühjahr 2012. Im Antrag „Ausweitung der Familienbildung“ fordert die SPD-Fraktion die Kinder- und Familienzentren, auch nach dem Auslaufen des Projektzeitraumes, weiterzuführen, weiterzuentwickeln und auszubauen.

Hierzu erklärt Ute Köhler-Siegel, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Wir haben uns eine Kita im KIFAZ-Projekt angesehen und uns mit dem Projektkoordinator und den Kita-Leiterinnen unterhalten. Meine Fraktion findet den Ansatz des Familienzentrums in der Kita richtig und wichtig. Schließlich werden dort die Weichen für die weitere Entwicklung von Kindern gestellt! In der Schule ist ein Entwicklungsrückstand kaum noch aufzuholen. Die Kompetenz der Familie wird gestärkt und das Bewusstsein der Eltern für ihre Verantwortung bei der Entwicklung ihres Kindes gefördert. Wir wollen dieses Projekt auf das ganze Stadtgebiet ausdehnen.“ In den KIFAZ geht es darum, dass die Kinder als Teil der Familie betrachtet werden, weshalb auch die Kompetenzen in den Familien besser genutzt und gefördert werden sollen. Das heißt konkret, dass die Einrichtungen auch Fortbildungen für die Eltern anbieten, die sich beispielsweise mit Erster Hilfe beim Kind befassen. Darüber hinaus gibt es auch Krabbelgruppen für jüngere Kinder, die bald in die Kita aufgenommen werden sollen, sowie Familienbastelnachmittage.

Was tun Sie, wenn Sie lesen: „Ihr Kind weist feinmotorische Defizite auf.“ oder „Wir haben bei Ihrem Kind sozial-emotionale Defizite festgestellt.“? Was sollen Sie tun? Wo finden Sie Hilfe?
Viele Eltern werden im Ergebnis der Untersuchungen ihrer Kinder im 4. Lebensjahr, denen sie selbst  in der Regel nicht beiwohnen können, mit solch einer Information konfrontiert. Nicht alle Eltern, die eine solche Diagnose für ihr Kind bekommen haben, suchen einen Facharzt auf. Das zeigt sich daran, dass bei den Schuluntersuchungen noch rund 20 Prozent der Kinder diese Defizite aufweisen, fast 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben Sprachauffälligkeiten. Durch den SPD-Antrag „Erstellen von Informationsmaterial“ soll betroffenen Eltern eine Hilfe an die Hand gegeben werden.
„Wir gehen davon aus, dass wichtig ist, betroffenen Eltern leicht verständliches Informationsmaterial anzubieten. Damit erhöhen wir die Chance, dass Kinder mit den genannten Diagnosen möglichst schnell professionelle Hilfe bekommen können. Wir haben die Kinder- und Familienfreundlichkeit als zentrales Ziel der Stadt Leipzig definiert und da ist es nur konsequent, wenn wir uns dieses Problems annehmen“, hebt Sebastian Walther, Mitglied im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule, hervor.

In unserem dritten Antrag fordern wir die Prüfung, ob eine Vorschulgruppe als Modellprojekt errichtet werden kann, durch die eine bessere Förderung von Kindern möglich werden soll, die sonst wegen Entwicklungsverzögerungen bzw. -störungen vom Schulbesuch zurückgestellt werden könnten. Hierzu erklärt die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Ute Köhler-Siegel: „Mit großer Sorge entnahmen wir dem Sozialreport 2010, dass über fünf Prozent der Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt wurden und rund fünf Prozent der Kinder eine Empfehlung zum Besuch einer sonderpädagogischen Fördereinrichtung bekommen. Das trifft auch auf viele Kinder zu, die im Jahr zuvor vom Schulbesuch zurückgestellt worden sind.“

Vor der Novellierung des Schulgesetzes im Jahr 2004 und der Einführung der optimierten Schuleingangsphase gab es in Sachsen an den Schulen Vorschulklassen. Dort wurden die Kinder gefördert, die vom Schulbesuch zurückgestellt wurden. Eine Grundschullehrerin betreute die Kinder ca. vier Stunden am Tag. Es wurden Entwicklungsrückstände gezielt abgebaut und es gab eine enge Vernetzung zu Kooperationspartnern an Fördersuchen, die die Kinder gezielt förderten. Heute gehen die vom Schulbesuch zurückgestellten Kinder einfach ein Jahr länger in den Kindergarten. Durch altersgemischte und große Gruppen, einen geringen Betreuungsschlüssel können die Kinder meist nicht optimal gefördert werden.

Ute Köhler-Siegel weiter: „Daher ist unsere Idee, an einer Kita eine Vorschulgruppe zu gründen, in der diese Kinder gezielt gefördert werden können. Uns ist klar, dass das nicht ohne Unterstützung der Sächsischen Bildungsagentur (SBA) funktionieren wird. Auch dort ist das Interesse groß, die Kinder so weit zu fördern, dass sie eine Regelschule besuchen können. Wir stellen den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung und werden die Evaluationsergebnisse genau prüfen. Spätestens zur nächsten Bildungspolitischen Stunde sollten die Handlungsempfehlungen vorliegen, damit die betroffenen Kinder bestmöglich gefördert werden können. Ansonsten berufen wir durch weitere Anträge wieder eine eigene Bildungspolitische Viertelstunde ein“.