Sachverhalt:

Frage 1: Wie gestaltet sich aus Sicht der Stadt Leipzig die Zusammenarbeit der drei Grassi-Museen und der drei Träger?

Antwort:

Die Zusammenarbeit der drei Museen ergibt sich schon aus der Nutzung eines Gebäudes. Träger und Direktor/innen arbeiten regelmäßig gemeinsam in der Eigentümerversammlung Grassimuseum Leipzig, wo grundsätzliche Sachverhalte der Bewirtschaftung des Sonder- und Gemeinschaftseigentums des Grassimuseums Leipzig besprochen und entschieden werden und die sich aus der Eigentümergemeinschaft ergibt. Hintergrund für deren Bildung war die Generalsanierung des Gebäudes mit jeweils hoher finanzieller Beteiligung der Stadt Leipzig und des Freistaates Sachsen.

In der Direktorenkonferenz werden u.a. Ausstellungsplanungen vorgestellt, über Abläufe im Museum gesprochen und gemeinsame Veranstaltungen konzipiert. Die Zusammenarbeit auf Mitarbeiterebene zu verschiedenen Fachthemen ist ausgeprägt. Herausforderungen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen administrativen Anbindungen, der verschiedenen Haushalte mit den jeweiligen Vorschriften und Vorgaben der entsprechenden Träger. Mitunter ist es schwer und langwierig, für Entscheidungen rasche und effiziente Lösungen zu finden.

Hinsichtlich der baulichen und technischen Unterhaltung, für Pflegemaßnahmen und der sonstigen Bewirtschaftung des Gemeinschaftseigentums ist im Auftrag der Eigentümerversammlung Grassimuseum Leipzig der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) als Verwalter verantwortlich. Der SIB ist damit ein Bindeglied für die drei Träger der Einrichtungen einschließlich der Museen.

Frage 2: Gibt es Überlegungen der drei Träger der Museen, den gemeinsamen Kassen/Ticketbereich an einen zentraleren Ort im Museumskomplex zu verlegen? Wenn ja, welche Überlegungen gibt es genau und wie weit ist die Planung?

Antwort:

Seitens der drei Museen und ihrer Besucher wird seit langem übereinstimmend Kritik an der Form und am Standort des gegenwärtigen Ticketbereichs geübt. Der Standort ist nicht optimal. Eine Verlagerung an einen anderen Ort im Museumskomplex wurde untersucht. Im Ergebnis wurde kein Standort gefunden, der eine Verbesserung bringen würde.

Da hinsichtlich der angesprochenen Entwicklungsmöglichkeiten/-potenziale des Ticketbereichs Handlungsbedarf besteht, muss langfristig entschieden werden, wie eine Verbesserung am gegenwärtigen Standort umgesetzt werden soll oder ob eine andere Lösung zu favorisieren wäre. Dies verbindet sich auch mit der Diskussion um zusätzlichen Raumbedarf beispielsweise für museumspädagogische Aktivitäten.

Erste Überlegungen gehen dahin, die Fläche vor der Eingangsarkade auf dem Areal des Johannisplatzes – in Kombination mit anderen, ebenfalls durch Einschränkungen limitierten Servicefunktionen (Café, Shop, etc.) dafür einzubinden.

Um auszuloten, ob eine solche Lösung architektonisch-städtebaulich vorstellbar wäre, werden Architekturstudenten der TU Dortmund in Masterarbeiten im Herbst-semester 2017/2018 Vorschläge erarbeiten. Da die Fläche des Johannisplatzes eine städtische Liegenschaft ist, liegt die Initiative beim GRASSI Museum für Angewandte Kunst.

Die Aufgabenstellung wurde durch das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Abstimmung und mit Unterstützung durch das Stadtplanungsamt der Stadt Leipzig und das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) und unter Berücksichtigung der besonderen historischen Bedeutung des Areals formuliert.

Hierbei handelt es sich nicht um eine Planung, sondern im Ergebnis werden mit Abschluss der Masterarbeiten im Frühjahr 2018 lediglich Studien/Vorschläge vorgelegt werden. Diese sollen dazu dienen, eine weitere Diskussion mit einer besseren fachlichen Grundlage und Visualisierung zu untermauern.

Frage 3: Gibt es Überlegungen der drei Träger der Museen, den Museumskomplex mehr für die sich gerade stark in Entwicklung befindliche Nachbarschaft zu öffnen und diesen Ort als einen sozialen und kulturellen Treffpunkt zu entwickeln?  Wenn ja, wie sehen diese Überlegungen aus?

Antwort:

Mit den gemeinsamen Museumsfesten, der Museumsnacht, übergreifenden Ausstellungen und Projekten öffnen sich die Museen bereits jetzt in die Stadtgesellschaft.

So wurde von Mai bis Juli 2017 mit dem Projekt „Meyouwedo“ eine interaktive Begegnungsstätte, die Werkstatt, Lernort, Spielwiese und Bühne für eine breite Zielgruppe war, durchgeführt. In ähnlicher Weise wollen die Museen auch künftig ihr Programm öffnen. Darüber hinaus sehen die drei Museen die Notwendigkeit, den Komplex stärker als „Wohlfühlort“ (Third Place) sowie zum sozialen und kulturellen Treffpunkt zu entwickeln. Dies entspricht den sich entwickelnden Erwartungen des Publikums und den sich daraus ergebenden erweiterten Anforderungen an Museen. Bürger/innen und Besucher suchen an solchen Orten ein „Mehr“ an Interaktion und Beteiligung. Auch diese Aspekte fließen in das Projekt mit den Dortmunder Architekturstudenten ein.

Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst hat mit der Leipziger Agentur kocmoc.net, die das Corporate Design des Museums erarbeitet hatte, einen Workshop veranstaltet, um nach über 10 Jahren Potentiale zur Weiterentwicklung in diesem Bereich herauszufiltern. Es wird auch der Kontakt zu verschiedenen, am Areal interessierten Partnern gesucht, um deren Vorstellungen kennenzulernen und um mögliche Synergieeffekte herauszuarbeiten.

Frage 4: Gibt es Überlegungen der drei Träger der Museen, durch eine künstlerische Aufwertung des öffentlichen Raumes die gefühlte Distanz vom Augustusplatz zu den Museen zu verkürzen und so die Wahrnehmbarkeit am touristischen Knotenpunkt Augustusplatz und in seinem Umfeld für die Museen zu erhöhen?

Antwort:

Bereits mit der Planung der Generalsanierung des Grassimuseums war vorgesehen, auf der Spitze des Johannisplatzes eine Installation (Kunstwerk oder Stele für Informationen) für die bessere Sichtbarkeit des Museums von der Innenstadt aus, zu realisieren, aus dem Grund sind auch Stromanschlüsse geschaffen worden.

Im Zuge der Sanierung konnte kein Budget dafür bereitgestellt werden. Mit der Wiedererrichtung der sogenannten „Goldenen Ananas“ mit Hilfe von Spenden auf dem Dach des Grassimuseums war die Sichtbarmachung vom Augustusplatz her deutlich verbessert worden.

Im Zusammenhang mit dem Leibniz Jubiläum 2015 war erneut versucht worden, ein Kunstwerk auf der Spitze des Johannisplatzes zu realisieren bzw. ein temporäres Kunstwerk zu schaffen. Die Bemühungen scheiterten aus unterschiedlichen Gründen. Gegenwärtig gibt es keine diesbezüglichen Planungen.

Aus städtebaulicher Perspektive, wie auch für die drei Museen selbst wäre eine Teilbebauung des Johannisplatzes eine denkbare Lösung. Dadurch könnte gleichzeitig die „gefühlte Distanz“ zum Augustusplatz abgebaut werden, eine städtebaulich-architektonische Aufwertung und eine angemessene Erinnerung an die Historie des Ortes erfolgen und letztlich den funktionalen Defiziten der Museen Abhilfe geschaffen werden.

Es wäre sinnvoll, kalkulierbare Visionen zu entwickeln, die gegen andere Lösungen gerechnet werden können, um langfristig zu einer nachhaltigen Planung zu gelangen. Seitens der Verwaltung wird eine Erweiterung mittelfristig nicht als prioritär eingeordnet.